Kultinativ ist ein in der Kleinstadt Waltershausen ansässiger Verein, der durch Bildungs-, Jugend- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Kunst und Kulturangebot versucht, die Region auf solidarische und ökologische Weise mitzugestalten.
Der Verein wurde 2005 von der Kommune Waltershausen (KoWa) gegründet, welche 2003 begann, eine leerstehende Puppenfabrik zu renovieren und beleben sowie das Industriegelände Schritt für Schritt zu renaturieren.
Die Fabrik war direkt nach der Wende geschlossen worden und steht symbolisch für eine Region, die ohne Gestaltungsspielraum einen raschen Umbruch durchmachen musste, unter anderem geprägt von Arbeitslosigkeit, Desorientierung und zunehmendem Einfluss rechter Strömungen. Unsere Vision für die Region ist ein sozial-ökologischer Umbau, der jedoch partizipativ und von unten von den Bürger*innen gestaltet wird und an den Lebensrealitäten ansetzt.
Die derzeitige weltweit zu erlebende Vielfachkrise macht deutlich, wie notwendig maßgebliche gesellschaftliche Veränderungen sind: Klimakrise, rasanter Biodiversitätsverlust und sich verschlechternde Lebensverhältnisse, die dazu führen, dass Menschen unter großen Risiken ihre Heimat verlassen. All diese Krisen haben gemeinsame Ursachen, die mit den derzeit dominanten Antworten nicht angetastet werden. Besonders den aufsteigenden rechtspopulistischen Kräften, welche die Probleme in autoritärer Weise durch nationalistische Abschottung, Rassismus und Sozialabbau zu lösen vorgeben, müssen attraktive und realistische Alternativen entgegengesetzt werden.
Viele der Debatten hinsichtlich Postwachstum oder sozial-ökologische Transformation werden in den Großstädten geführt, fokussieren sich auf Veränderungen in Städten (z. B. “Recht auf Stadt”), verwenden eine hochkomplexe unverständliche Sprache und hängen das Land zunehmend ab (Wo bleibt das “Recht auf Land”?). Der Verein Kultinativ versucht mit verschiedenen Mitteln, das Land bzw. die Kleinstadt mit kritischem Gedankengut und Lust auf das Ausprobieren von Alternativen zu beleben.
Hierfür wurden mit der Zeit vielfältige lokale und überregionale Vernetzungen aufgebaut, so führte der Verein auch Austauschprogramme mit Jugendlichen aus dem Globalen Süden und aus Osteuropa durch.
Ebenso wurden Räumlichkeiten geschaffen, um Kunst und Kulturangebot, Veranstaltungen zu sozial-ökologischen Themen sowie Praxisseminare zu organisieren und sozial-ökologische Lebensweisen erfahrbar zu machen: Die Kulturkneipe Spatz, Seminarräumlichkeiten, eine Camp-Wiese mit Kompostklos und Außenduschen, ein Kräutergarten, eine Kost-Nix-Kleiderkammer und ein Second-Hand-Möbellager.